Das passende Gartenschneidwerkzeug wählen: Leitfaden für saubere, pflanzenschonende Schnitte
Die richtige Schere entscheidet, ob eine Pflanze schnell und nahezu narbenfrei verheilt – oder ob eine Eintrittsstelle für Krankheitserreger entsteht. Hier die wichtigsten Typen und wann Sie sie einsetzen (bzw. meiden) sollten.
1. Die Grundsatzfrage: Bypass vs. Amboss (Anvil)
- Bypass-Scheren: Zwei Klingen gleiten aneinander vorbei (wie eine Schere) – ideal für lebendes, grünes Holz. Sauberer Schnitt, wenig Quetschung, schnelle Heilung.
- Amboss-Scheren: Eine Klinge drückt auf eine flache Auflage – leichte Quetschung, aber viel Kraft für trockenes, hartes oder abgestorbenes Holz.
Nicht tun: Dickes, totes Holz mit Bypass erzwingen → Gefahr der Klingenverwindung; lebende, saftige Triebe mit Amboss zerdrücken → langsame Heilung.
2. Kraftverstärker: Ratschen- & Getriebe-/Compound-Scheren
- Ratsche: Mehrere Druckstufen mit Einrastmechanik – weniger Handkraft nötig für 25–30 mm Äste.
- Compound/Power-Lever: Hebel & Zahnräder vervielfachen die Kraft in einem Hub – ideal für mittlere Durchmesser.
3. Präzision: Mikro- oder Floralscheren
Für Kräuterernte, Entspitzen, Bonsai oder Floristik. Schlanke Spitzen ermöglichen selektives Schneiden ohne umliegendes Gewebe zu verletzen. Immer sauber halten, um Quetschungen zu vermeiden.
4. Qualitätsmerkmale beim Kauf
- Klingenstahl: Hochkohlenstahl oder gehärteter Stahl – scharf, nachschärfbar. Antihaft-Beschichtung reduziert Harzanhaftung.
- Ergonomie: Rutschfeste, gedämpfte Griffe; passende Griffweite für Ihre Hand; Drehgriff bei Vielschneidern gegen Ermüdung.
- Servicefähigkeit: Ersatzklingen und Federn verfügbar? Schraubbare Achse für Justage?
5. Pflege & Schärfen
Nach jeder Nutzung Harz & Pflanzensäfte mit Alkohol abwischen, trocknen, dünn ölen (z.B. Kamelienöl). Leichtes Abziehen mit Diamantfeile hält Schneide länger intakt.
6. Sicherheitsregel
Nie erzwingen. Widerstand = falsches Werkzeug oder zu dicker Ast. Dann zu Astschere oder Säge greifen.
Merksatz: Bypass = lebend, Amboss = tot. So vermeiden Sie 90% typischer Schnittfehler.